bookmark_borderEin Weg ins Tiny House

In Zahlen ausgedrückt heißt das für mich von 1996 bis heute von 110 qm Mietwohnung über 120 qm eigenes Haus auf aktuell 53 qm Mietwohnung auf dem Sprung ins Tiny House mit etwa 20 qm. Mein derzeitiger Favorit von Zinipi hat die Außenmasse 7 x 3 x 2,6 m. Kein Keller, kein Dachboden.

Wieso? Die 110 qm boten Platz genug für mich, die drei Kinder und vieles mehr. Da habe ich erstmalig angefangen über die Menge der Dinge, die ich besitze nachzudenken und irgendwie kam es mir viel vor. Also ausgemistet. Und es gab sehr viel, von dem ich mich trennen konnte und wollte. Der Umzug ins Haus mittlerweile mit nur einem Kind war eine Zäsur und ich bin ungläubig vor dem Berg der Dinge gestanden, die ich einfach hatte, aber gar nicht brauchte oder wollte.

War ich bisher liebend gern auf Flohmärkten, um zu kaufen, wurde ich jetzt zur Verkäuferin. Meine Sicht änderte sich in einem kleinen Punkt und das beeinflusst mein Verhalten bis heute: Den Gedanken: das möchte ich haben, nehme ich zur Kenntnis und frage mich warum? Gekauft wird es, wenn meine Antwort lautet: Es ist mir sehr wichtig.

Daneben hat sich in den letzten 20 Jahren der gesamte Themenbereich um Konsum, Nachhaltigkeit, Ressourcen schonen, bio, plastikfrei einkaufen, solidarische Landwirtschaft, weniger ist mehr usw. rasant entwickelt. Gerade die Frage “Wie wollen wir morgen leben, wohnen und warum wollen wir das” bewegt alle Generationen und immer mehr Menschen suchen Alternativen. Leben wir auf Kosten anderer in unserer europäischen Komfortzone? Ist es gefährlich, was wir mit dem Boden, der Luft und dem Wasser tun? Kann die Wirtschaft, die nur noch auf die Rendite starrt, helfen?

Ich bin auf dem Weg, mich dem Konsum zu entziehen, der nur der Wirtschaft dient und es ist ein gutes Gefühl. Noch habe ich im Keller eine Bohrmaschine, einen Bandschleifer und einen Akkuschrauber. Wenn ich mir überlege, wie viele Stunden im Jahr ich sie nutze, dann freue ich mich darauf, im Tiny House Village nicht mehr die alleinige Besitzerin zu sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich dann mit Menschen zusammenwohne, die ähnlich denken. Menschen, die neue Formen ausprobieren wollen, was Gemeinschaft sein kann. Z. B. hat gestern beim offenen Monatstreff jemand von den Erfahrungen in einer schon existieren Tiny House Community erzählt: „Was mich am Anfang sehr irriteriert hat, war, dass es keine Regeln gibt. Man muss doch Verantwortliche haben für dieses und jenes. Die Antwort war: Nein, aber wenn es für dich wichtig ist, dann kannst du dich gerne darum kümmern. Mittlerweile genieße ich diese Freiheit. Es gibt Menschen in unserem Projekt die sind bei fast allen gemeinsamen Aktionen dabei und solche, die habe ich in der ganzen Zeit erst dreimal gesprochen. Das eine wie das andere hat seine Berechtigung und kann prima nebeneinander bestehen.“  Aus meiner Sicht eine sehr charmante Beschreibung des Ziels.